Ein Arzt ist kein Maurer: Warum Sie Berufsunfähigkeitsversicherungs-Vergleichen misstrauen sollten

 
Wer als Arzt oder Medizinstudent eine Berufsunfähigkeitsversicherung sucht, stößt bald auf einen der zahlreichen Versicherungsvergleiche. Nutzt man diese als Vorlage und orientiert sich an Tarifen, die mehrfach in den oberen Rängen landen, kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Oder?

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Leider ist das zu kurz gedacht, denn solch standardisierte Berufsunfähigkeitsversicherungs-Ratings bergen gleich 5 Fehlerquellen:

  1. Die Vergleiche und Ratings berücksichtigen oft nur unzureichend die berufsspezifischen Besonderheiten von Medizinern und Medizinstudenten. So werden beispielsweise wichtige Klauseln für diese Berufsgruppe nicht ausreichend bewertet oder überhaupt nicht berücksichtigt.
  2. Oft werden für die Beitragsvergleiche wichtige tarifliche Feinheiten außen vorgelassen. Beispielsweise, ob ein Arzt operierend oder nicht operierend ist. Die ausgewiesenen Beiträge in den Ranglisten sind schlichtweg falsch.
  3. Für Laien ist oft kaum erkennbar, wie seriös ein solcher BU-Vergleich durchgeführt wurde und welche Tarife überhaupt in die Auswahl eingegangen sind.
  4. Die Vollständigkeit und Qualität des verwendeten Fragenkatalogs sind für das Rating/die Bewertung der BU-Tarife oft ungenügend. Der Rater/Bewerter hat die Möglichkeit mit der gezielten Auswahl der bewerteten Kriterien und damit auch der Abwahl nicht erwünschter Kriterien das Ranking-Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Dies kann er in seinem Interesse tun oder zum Vorteil seines (verdeckten) Auftraggebers.
  5. Durch die Gewichtung der bewerteten Kriterien lassen sich sehr unterschiedliche Ergebnisse darstellen – ohne dass die Vorgehensweise faktisch falsch wäre.

Berufsunfähigkeitsversicherungs-Vergleiche und Ratings berücksichtigen oft nur allgemeingültige Bedingungen

Natürlich gibt es auch einige grundsätzlich gute Berufsunfähigkeitsversicherungs-Vergleiche. Doch sich blind darauf zu verlassen, birgt trotzdem Gefahren. Denn die Versicherungsvergleiche von Ratingagenturen, Fachmagazinen oder Finanztest (Stiftung Warentest) können nur allgemeingültige Bedingungen und Leistungskriterien bei der Bewertung von Berufsunfähigkeitsversicherungen berücksichtigen – und dies auch nur kategorisch für wenige Berufsgruppen. Zum Beispiel für Handwerker, kaufmännische Angestellte oder Akademiker.

Für Mediziner und Medizinstudenten BU-Ratings deshalb oft wenig zielführend, da deren berufsspezifischen Besonderheiten und Absicherungsbedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt werden oder ganz fehlen. Oft stiften sie mehr Verwirrung als sie nutzen. Fehlentscheidungen sind so vorprogrammiert.

Ratinghäuser scheinen Testkriterien nicht besonders hoch anzusetzen: Der Verkauf von Gütesiegeln ist ein lukratives Geschäft

Aufgabe von Ratinghäusern, wie beispielsweise Finanztest oder Morgen & Morgen, ist es, Tarife im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung zu bewerten. Dies tun sie aus den unterschiedlichsten Gründen.

Auffällig ist jedoch bei dem ein oder anderen Ratinghaus, dass die überwiegende Anzahl der BU-Tarife von verschiedenen Versicherern sehr gute Bewertungen erhalten. Oft werden Gütesiegel, wie zum Beispiel "5 Sterne "oder Benotungen wie "Sehr gut" vergeben. 

Schaut man sich jedoch diese hochbewerteten BU-Tarife genauer an, stößt man durchaus auf eklatante Nachteile in den Bedingungen und nachteilige Klauseln. Offensichtlich sind die Testkriterien von diesen Ratinghäusern nicht besonders hoch angesetzt.

Ein naheliegender Grund: Die Versicherer zahlen für gute Rating-Ergebnisse und für Gütesiegel, die sie dann für Ihr Marketing verwenden dürfen. Dies wird massiv genutzt. Je niedriger die Qualitätsanforderungen sind, desto mehr Siegel können natürlich verkauft werden. Ein lukratives Geschäft. Warum also sollte ein Ratinghaus die Qualitätskriterien nach oben fahren?

Deshalb: Bleiben Sie kritisch, wenn Ihnen beispielsweise ein Versicherungsvertreter versucht, Sie mit solchen Auszeichnungen, Bewertungen, Sternen, Sonnen oder Orden von der BU-Versicherung seiner Gesellschaft zu überzeugen. Oft steckt nicht viel dahinter. Auch wenn einem eine Art Scheinsicherheit vermittelt wird.

Ein Arzt ist kein Maurer

Fakt ist und bleibt: Ein Arzt ist nun einmal kein Maurer, kein kaufmännischer Angestellter und auch nicht einfach nur kategorisch ein Akademiker. Selbst wenn man die für die Berufsgruppe der Akademiker favorisierten BU-Tarife in die nähere Auswahl nimmt, wäre das Ergebnis bei genauerer Analyse unter Umständen fatal.

Die Unterschiede in der Berufsgruppe der Mediziner zusammengefassten Berufe (z.B. Ingenieure, Naturwissenschaftler, Ärzte, Betriebswirte) sind einfach zu groß, um auf der Grundlage eines solch oberflächlichen, kategorischen Vergleichs eine für Ärzte und Zahnärzte optimale Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden. 


Beispiel:

Ein von Finanztest im Mai 2021 herausgegebener Versicherungsvergleich für Berufsunfähigkeitsversicherungen berücksichtigt als Modellkunden einen Controller, Industriemechaniker und einem medizinischen Fachangestellten.

Es liegt auf der Hand, dass die von Finanztest für diese exemplarischen Berufe untersuchten Berufsunfähigkeitsversicherungen wenig mit dem „Arztberuf“ zu tun haben. Vielleicht letzterer ein wenig. Selbstverständlich werden solche BU-Vergleiche auch von Ärzten und Medizinstudenten gelesen. Sie sind kurz, leicht verständlich und verschaffen dem Leser einen ersten Überblick. Mehr aber auch nicht.

Beispielsweise wurden die von Finanztest untersuchten BU-Tarife nicht auf die Belange von Schülern, Studenten und Selbständigen hin geprüft. Viele Ärzte, vor allem Zahnärzte, haben sich jedoch mit eigener Arztpraxis niedergelassen oder sie streben, sofern sie noch angestellt sind, eine Selbständigkeit zu einem späteren Zeitpunkt an.

Es bedarf sicher keiner weiteren Erläuterung, dass die besonderen berufsindividuellen Anforderungen eines Arztes mit eigener Praxis zwingend bei der Auswahl einer für sie passenden Berufsunfähigkeitsversicherung berücksichtigt werden müssen. Sonst hat Ihr Versicherungsschutz Lücken. Beispielsweise ist eine hochwertige, kundenfreundliche Umorganisationsklausel für niedergelassene Ärzte eine der wichtigsten Klauseln überhaupt.

Jedoch hat Finanztest Umorganisationsklauseln für Selbständige in seinem Test weder erwähnt noch bewertet. Diese wichtige Klausel fand einfach keine Berücksichtigung - so als würde eine derartige Klausel überhaupt nicht existieren. Sie wurde auch mit keinem Wort in den Erläuterungen erwähnt. Sie wurden weder für Ärzte und Zahnärzte nicht berücksichtigt - sondern ebenfalls nicht für Selbständige und Freiberufler aller Couleur. Jedoch diese Klausel bei der Auswahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung unbeachtet zu lassen, kann fatale Folgen haben. Im Leistungsfall kann dies dem Betroffenen den Versicherungsschutz und damit seine Existenz kosten.

Wenn Sie sich an den grafisch aufwändig aufgelisteten Vergleichen, die für das Auge viel hermachen, unkritisch orientieren, treffen Sie schnell folgenschwere Fehlentscheidungen. Bleiben Sie also misstrauisch und hinterfragen Sie solche Tarif- und Beitragsvergleiche darauf hin, ob wirklich Ihre berufsspezifischen Absicherungserfordernisse als Mediziner in einen derartigen Vergleich eingegangen sind. Oder ob es sich nur um einen oberflächlichen Versicherungsvergleich für Berufsunfähigkeitsversicherungen für jedermann handelt.

 

Weiterführende Infos zur Umorganisationsklausel:   

Arzt ist nicht Arzt

Sogar innerhalb der Berufsgruppe der Ärzte sind gravierende Unterschiede zu verzeichnen. So hat zum Beispiel ein Chirurg ein gänzlich anderes berufliches Anforderungsprofil als ein Allgemeinmediziner. Und innerhalb der Berufsgruppe der Chirurgen existieren wiederrum Unterschiede.

Operierende Ärzte zahlen mehr: Diese unterschiedlichen Berufsprofile außerhalb und innerhalb der verschiedenen Facharzt-Disziplinen gehen selbstverständlich in die Tarifkalkulationen der Versicherer ein. So macht es bei einigen Versicherern einen deutlichen Prämienunterschied aus, ob ein operierender Arzt zu weniger oder zu mehr als 50% operierend tätig ist. Ein anderer Versicherer beginnt schon ab 10% operierender Tätigkeit seine Beiträge gestaffelt zu differenzieren. Dies sollten Vergleiche und Vergleichsprogramme berücksichtigen. Tun sie aber meist nicht.

Beitragsvergleiche sind regelmäßig irreführend - tarifliche Feinheiten bleiben unberücksichtigt

Diese und andere tarifliche Feinheiten werden leider nicht einmal in renommierten Vergleichsprogrammen für Versicherungsprofis ausreichend berücksichtigt, so dass die in den Vergleichen ausgewiesenen Beiträge schlichtweg falsch sind. Sie sind für einen Beitragsvergleich unbrauchbar. Leider erfährt dies der ahnungslose Nutzer, der den Vergleichen und Empfehlungen vertraut, nicht. Er orientiert sich an dem, was er schwarz auf weiß sieht. Doch dies ist leider oftmals falsch. 

Für sich als Mediziner eine optimale Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, ist eine echte Herausforderung

Für den Laien ist es eine echte Herausforderung die passende Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden. Vielleicht haben Sie es schon versucht. Vielleicht sind Sie noch dabei. Verwirrend und widersprüchlich sind die Informationen, auf die man bei der Recherche im Internet stößt. Oder die man von verschiedenen Vermittlern erhält.

Deshalb möchte ich Ihnen mein Bild von einer optimalen BU-Versicherung für Mediziner und Medizinstudenten in einfachen Worten skizzieren.

Es sieht so aus:

Eine optimale Berufsunfähigkeitsversicherung für einen Mediziner oder Medizinstudenten ist eine Versicherung,

die von einem finanzstarken und leistungserfahrenen Versicherer stammt,

die rechtssicher ist, weil Sie alle Gesundheitsfragen im Antrag wahrheitsgemäß und vollständig beantworten konnten, weil Sie zuvor Ihre Gesundheitshistorie aufbereitet haben und alle Erkrankungen, Beschwerden und Behandlungen zusammengetragen haben,

die die berufsspezifischen Bedingungen und Klauseln enthält, die für Sie als Arzt oder Medizinstudent existenziell wichtig sind,

die ausgezeichnete Nachversicherungsgarantien hat, damit die Höhe der BU-Rente an die Einkommensentwicklung angepasst werden kann,

die Ihre persönlichen Absicherungsbedürfnisse erfüllt

und die Sie zu möglichst günstigen Konditionen annimmt - im Idealfall ohne Beitragszuschlag und ohne medizinische Leistungs-Ausschlüsse.

Machen Sie sich selbst vor einer professionellen BU-Beratung ein klares Bild davon, wie die für Sie optimale Berufsunfähigkeitsversicherung aussehen soll. Dann durchschauen Sie auch unvollständige Vergleiche und werden nicht zum Opfer von geschönten, oberflächlichen Vergleichen in dubiosen Bewertungsportalen oder von abschlussdrängenden Versicherungsvermittlern.

Um Ihren Blick für das Wesentliche zu schärfen, habe ich für Sie folgende Artikel geschrieben. Diese ersetzen jedoch nicht eine professionelle BU-Beratung. Zu vielfältig sind die Details. Lassen Sie sich deshalb unbedingt beraten. Viel Freude bei der Lektüre.

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Warum die Gesundheitsfragen von zentraler Bedeutung sind?

Beantworten Sie die Gesundheitsfragen im Versicherungsantrag nicht wahrheitsgemäß, unvollständig oder verschweigen gefahrerhebliche Umstände, verletzten Sie die sogenannte vorvertragliche Anzeigepflicht. Der Versicherer ist in diesen Fällen berechtigt, die Berufsunfähigkeitsrente zu kürzen oder ist sogar ganz leistungsfrei.

Die BU-Versicherer prüfen i.d.R. erst im Leistungsfall, ob Sie seine Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet haben. Spätestens dann erfährt der Versicherer von Ihrer Anzeigepflichtverletzung. Beantworten Sie deshalb die Gesundheitsfragen so präzise wie möglich und fordern Sie gegebenenfalls Ihre Patientenakte an!

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